Die Themen Produktfotografie und Bildbearbeitung sind auf professioneller Ebene sehr komplex und umfangreich.
Oft wird mit einem einzigen Wort ein kompletter Arbeitsablauf umschrieben und wenn man sich mit dem Fachjargon nicht genau auskennt, weiß man häufig nicht, was überhaupt gemeint ist.
Aus diesem Grund wollen wir unseren Kunden und Lesern heute ein Glossar mit den geläufigsten Begriffen aus der Welt der Produktfotografie und der Bildbearbeitung zur Verfügung stellen.

Alphakanal Maskierung

Beim ersten Lesen wirkt der Begriff schon sehr wissenschaftlich.
Was sich dahinter verbirgt ist in der Praxis auch tatsächlich gar nicht so einfach. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Freistellen ist bei feinen Konturen wie Haaren, Fell, Gräsern o.ä. eine raffiniertere Technik erforderlich.
Über den sog. Alphakanal wird die Transparenz einzelner Pixel eines Bildes gespeichert. Die Transparenz wird dabei zusätzlich zu den anderen Bildinformationen einer Rastergrafik aufgezeichnet.
Es wird zwischen 3 Alphakanälen unterschieden:
Der externe Alphakanal speichert die Pixel-Transparenz als separate Datei (Graustufendatei), zusätzlich zum Bild.
Der direkte Alphakanal speichert die Informationen in einem Kanal, der zusätzlich zu den Farbkanälen innerhalb der Bilddatei getragen wird.
Während der integrierte Alphakanal die Transparenzwerte als eine eigene Hintergrundfarbe speichert, die den Bildebenen hinzugemischt wird.
Beim Vorgang der Alphakanal Maskierung lassen sich durch die Erstellung einer sog. Ebenenmaske über dem eigentlichen Bild ausgewählte Bereiche anhand der Transparenzdaten isolieren und so voneinander trennen. Dies pixelgenau, wie es z.B. bei Haaren, Rauch oder Fell nötig ist.

Beautyretusche

Bei der Beautyretusche werden Modefotos am Model nach entsprechenden Schönheitsidealen bearbeitet.
So werden unter anderem Punkte wie die Helligkeit der Zähne, ein einheitlicher Hautteint, Körperformen, Haarfarbe, Augenringe, Narben, Muttermale, Hautunreinheiten oder Augenfarben retuschiert.
Auch sind die Straffung von Falten oder das Angleichen von Asymmetrie häufig genutzte Ansätze bei der Beautyretusche.

Bildoptimierung (Kontrast und Tonwertkorrektur)

Auch bei perfekter Ausleuchtung lassen sich bei fertigen Produktfotos oft noch Optimierungen vornehmen.
Die häufigsten Dinge die wir im Anschluss bearbeiten sind der Kontrast und der Tonwert.
Der Kontrast beschreibt dabei die Stärke heller und dunkler Bereichen im Bild selbst. Man kann bei der Feinabstimmung im Anschluss z.B. festlegen, wie schwer ein Schatten fallen soll.
Mit der Tonwertkorrektur werden über das komplette Bild hinweg die unterschiedlichen Stufen zwischen Transparenz und Schwarz den Anforderungen gemäß ausgeglichen. Während der Wert 100% die maximale Dunkelheit bzw. Farbabdeckung widerspiegelt, wird bei 0% die absolute Transparenz dargestellt.

Clipping / Freisteller

Grundsätzlich beschreiben die Begriffe Clipping (engl.: das Beschneiden / der Ausschnitt) und Freistellen die Trennung und das Herauslösen eines Motivs von seinem Hintergrund.
Hierbei ist es egal, ob das Objekt auf farbigem oder transparentem Hintergrund freigestellt wird oder ob man es sogar in einen vollkommen anderen Kontext einfügt.
Das Clipping kann auch mit sog. Freistellungspfaden erfolgen. Der Grafiker legt bei dieser Methode quasi eine Art Schnittmuster an und die freigestellten Objekte werden in Photoshop als Ebenen angelegt. Diese einzelnen Pfade bzw. Ebenen können nun nach Belieben verschoben, entfernt oder ausgetauscht werden.

Compose / Composing

Bei einem Composé oder Composing werden in der Produktfotografie einzelne Teile zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Wie auf unserem Beispielbild zu sehen ist, wurden hier die einzelnen Teile Hemd, Krawatte, Sakko und Hose zu einer schönen Komposition zusammengestellt.
Der Vorteil liegt hierbei auf der Hand: Jedes einzelne Teil lässt sich beliebig austauschen. Sollen hier die Krawatte eine andere Farbe haben oder das Hemd ein anderes Muster, kann man diese Komponenten einfach ersetzen.
Natürlich sind Composings nicht auf den Modebereich begrenzt.
Es lassen sich z.B. auch tolle Gruppierungen einzelner Artikel erstellen und ablichten.

Einfärbung / Farbkorrektur

Für Kunden die viele ähnliche Artikel anbieten, die sich im Prinzip nur in der Farbe oder in Details unterscheiden, bieten wir auch den Service der Einfärbung bzw. Umfärbung an.
Unifarbene Artikel ohne aufwändiges Muster, Prints oder Stickereien lassen sich sehr gut einfärben.
Für jeden weiteren Farbakzent muss allerdings in Photoshop, wie oben bereits erwähnt, ein Pfad angelegt werden. Bei vielen Details, einer Musterung oder vielen Stickereien in unterschiedlichen Farben, ist es daher sehr aufwändig, einen Artikel umzufärben.
Das Ergebnis ist dann oft teurer als ein komplett neues Foto zu schießen.
Bei der Farbkorrektur hingegen können Farbtöne in Nuancen abgeglichen und leicht abgeändert werden, um z.B. ein anderes Licht zu simulieren.

Hollow Man Montage

Die Hollow Man Montage spielt bei der Produktfotografie neben den sog. Packshots inzwischen die größte Rolle.
Hier wird die Illusion erschaffen, dass das Kleidungsstück von einer durchsichtigen Person (Hollow Man) getragen wird.
Der Vorteil liegt auf der Hand: der Kunde kann den Artikel komplett sehen, auch Teile vom Inneren, wird dabei aber nicht von einem Model abgelenkt. Gleichzeitig kann er sich einen Eindruck der Passform und des Schnitts verschaffen.
Bei der Hollow Man Montage werden die Artikel normal an der Puppe fotografiert, zusätzlich werden aber auch eine oder mehrere Ansichten der Innenseite geschossen.
In der anschließenden Bildbearbeitung werden dann die Front- und Innenansichten entsprechend zusammengesetzt.

Legeware / Laydown

Eine sehr schöne Alternative der Produktfotografie von Mode ist die Variante der Legeware.
Hier wird das Kleidungsstück, wie auf unserem Beispielbild zu sehen, auf dem Boden drapiert und je nachdem, wie es gelegt wird, kann dem Artikel Leben eingehaucht werden oder man kann schön präsentieren, wie die Ware geschnitten ist.

Makrofotografie

Die sog. Makrofotografie wird bei uns hauptsächlich für Schmuck oder Packshots von sehr kleinen Artikeln genutzt.
Auch wenn die Objekte meist fast winzig sind, werden sie durch die Fotografie mit einem Makroobjektiv schön groß und detailreich dargestellt.
Das Abbild des Objekts wird bei der Makrofotografie auf dem Kamerasensor genauso groß dargestellt, wie das Objekt selbst ist. Der Abbildungsmaßstab ist folglich exakt 1:1.

Mood Fotos / Stimmungsbilder

Bei der Mood Fotografie oder auch Stimmungsfotografie wird versucht, bestimmte Emotionen darzustellen und zu transportieren.
Es wird auf dem Bild eine Atmosphäre geschaffen, die dem Betrachter sofort das Gefühl vermittelt, als sei er mit in der Szene und könne sie nachempfinden.
So kann sich z.B. jeder das Gefühl vorstellen, wenn eine Frau in einen Bademantel und eine Decke eingekuschelt, mit einem heißen Tee vor einem Kaminfeuer sitzt.

Packshot

Der Klassiker in der Produktfotografie.
Einfach Objekte, die nicht drapiert, aufgebaut oder in Form gebracht werden müssen, werden simpel mit oder ohne Verpackung abgelichtet.
Früher nur in der Originalverpackung fotografiert, verwendet man den Begriff Packshot inzwischen auch um einfache Aufnahmen von Accessoires und anderen kleineren Waren zu beschreiben.

Retusche

Der allgemeine Begriff Retusche ist breit gefächert.
Aus dem Französischen stammend (franz.: retouche = Nachbesserung) steht das Wort in der Bildbearbeitung für alle anfallenden Arbeiten um das Motiv so optimal wie möglich darzustellen.
Ob es nun Anpassungen an der Form, das Zuschneiden des Bildausschnitts, das Wegretuschieren von Fehlern, Flecken und Fuseln oder andere Korrekturen sind, die Bildretusche ist ein spannendes und abwechslungsreiches Feld.

Skalierung der Bildproportionen

Amazon hat sie, Zalando hat sie, eBay hat sie: formulierte Standards für die Produktfotos auf der jeweiligen Plattform.
Bei Amazon muss das Bildverhältnis von Motiv zu freigestellter, weißer Fläche z.B. mind. 80:20 betragen.
Wie würde es des Weiteren aussehen, wenn die Frontansicht eines Artikels recht klein auf dem Bild erscheint, während bei der Rückansicht komplett reingezoomt wurde?
Daher standardisieren wir in den meisten Fällen unsere Bilder und skalieren die Bildproportionen entsprechend gewünschter oder benötigter Vorgaben.
In den meisten Fällen lassen wir z.B. einen Rand von 50 Pixeln zwischen dem Objekt und dem Bildrand.
Dies gewährt vor allem in einer Shopübersicht einen sauberen und einheitlichen Look.

Vektorisierung

Vielleicht haben sie es selber schon einmal probiert: ein Foto oder einen Bildausschnitt so weit zu vergrößern, bis die Auflösung unscharf wird.
Gerade für Printmedien oder Werbung ist es oft nötig, Firmenlogos oder andere Motive in einem wesentlich größeren Format abzudrucken, als vorhanden.
Bei normalen Bildern handelt es sich für gewöhnlich um eine Rastergrafik, die aus den allseits bekannten Pixeln besteht. Jeder Pixel hat hier eine eigene Farbe und Transparenz.
Je höher die Pixeldichte, desto schärfer das Bild, auch bei höheren Bildgrößen.
Doch auch hier ist irgendwann Schluss. Das Bild wirkt unscharf und verzogen, „verpixelt“.
Um dem entgegenzuwirken erstellt man Vektografiken im Prozess der Vektorisierung.
Eine Vektorgrafik besteht aus sog. „Primitiven“ – Kreise, Linien, Kurven und anderen einfachen geometrischen Formen.
Es handelt sich mehr um eine Bildbeschreibung als um eine tatsächliche Darstellung durch Pixel.
Ändert man nun die Größe dieser Bildbeschreibung, vergrößert sich auch das Bild und zwar scharf und verlustfrei.

Weißabgleich

Bei der perfekten Anpassung der Belichtung bei einem Shooting ist nicht nur die passende Helligkeit wichtig, sondern auch die korrekte Farbtemperatur.
Im Zuge eines Weißabgleichs wird die Kamera auf die Farbtemperatur des jeweiligen Lichts eingestellt.
Die Farbtemperatur wird dabei in Kelvin gemessen. Diese Einheit ist inzwischen vielen bekannt durch die Angabe auf der Verpackung von LED-Leuchten.
Tageslicht hat dabei einen Wert von ca. 5500 Kelvin.
Damit eine korrekte Farbdarstellung erfolgen kann, ist folglich auch eine möglichst neutrale Farbtemperatur nötig. Diese wird beim Weißabglich gemessen und die Kamera nach diesem Wert ausgerichtet.
Um einen Weißabgleich durchzuführen wird vor dem Shooting ein Bild einer sog. Graukarte gemacht. Anhand eines neutralen Grauwertes lässt sich die optimale Farbtemperatur einstellen.

 

Wir hoffen, dass ihnen auch dieser Beitrag aus dem Bereich Produktfotografie und Bildbearbeitung gefallen hat und wir würden uns freuen, wenn sie unseren Blog zu weiteren, interessanten Themen besuchen würden.